Das erste Panel – Making of – Part 1

In den folgenden Tagen, bis zum Launch der Kampagne, möchte ich, Markus, Euch gerne an Hand des ersten Panels der Pilot-Episode erläutern, wie das Artwork unserer Graphic Novel entsteht.

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Die Bühne eröffnen

Das erste Panel eines Comics hat meist mehrere wichtige Aufgaben zu erfüllen: Es muss dem Leser des Comics erklären, wo sich die Geschichte sowohl räumlich als auch zeitlich befindet, die Stimmung für die kommenden Bilder setzen und oft werden hier auch handelnde Personen eingeführt. Und wenn man alles reinpacken will, wirft man auch schon einmal als Storyteller den sprichwörtlichen „Knochen“ aus, versucht den Leser neugierig zu machen.

Dabei gilt es natürlich auch alle relevanten Aspekte guten Handwerks hinsichtlich Komposition, Gestaltung und Illustration zu berücksichtigen.

Natürlich sollten diese Aspekte eigentlich auch für alle weiteren Zeichnungen des Comics gelten. Aber vor allem wenn dieser mit einem großformatigen Bild eröffnet – dem sogenannten „Establishing Shot“ – spielen diese eine wesentliche Rolle. Bei weiteren Panels sind es oft nur Schnittmengen.

In diesem und den folgenden drei Teilen dieser kurzen Serie werden wir jedoch alle Aspekte ansprechen. Das liegt unter anderem auch daran, dass wir in Großväterland mit Kurzgeschichten über circa 6 Seiten arbeiten werden. Da gilt es ein wenig „komprimierter“ zu erzählen. Und ein Establishing Shot ist ein guter Weg, auf den Punkt zu kommen.

Aber first things first:

Visuelles Skripten

Schematischer Aufbau der ersten Seite von Großväterland.
Schematischer Aufbau der ersten Seite von Großväterland.

Da ich meist Autor und Illustrator in einem bin, arbeite ich bei meinen Sachen meist intuitiv und habe sowohl visuellen Aufbau als auch die Inhalte im Kopf. Da Großväterland jedoch ein Koop-Projekt ist, dessen Inhalt und Struktur nicht nur mit Alex Kahl, sondern in Zukunft vor allem mit Historikern und Zeitzeugen abgestimmt werden wollen, habe ich mir einen Weg überlegt, wie ich den Seitenaufbau und die Inhalte bereits verdeutlichen kann, ohne einen Strich zeichnen zu müssen. Ich nenne das mal „Visuelles Skripten“, da ich das klassische Comic Script mit dem Panel Layout verbinde. Dazu baue ich in Adobe Indesign innerhalb meines Seitenrasters die Panel Struktur auf, beschreibe die Bildinhalte und füge schon einmal grob Textboxen und Sprechblasen ein. Siehe Abbildung rechts. Auch, damit ich später weiß, an welchen Stelle ich bei den Illus dafür Platz vorsehen muss.

Das sieht dann für das erste Panel von Großväterland so aus:

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Ort (Riesa) und Zeit (Sommer 1941) etablieren wir über Textboxen. Und obwohl das konkrete Datum der Handlung für den Piloten feststeht, wollen wir das hier noch nicht „verraten“. Vielmehr möchten wir zu Beginn der Geschichte klar machen, wie die Stimmung im Sommer 1941 in Deutschland war: Gut.

„Es ging uns gut.“

Alle bisherigen Feldzüge und Eroberungen der Wehrmacht liefen recht reibungslos ab. Im Vergleich zu dem, noch in den Knochen steckenden Blutbädern des erst 23 Jahre zurückliegenden Ersten Weltkriegs, mit relativ gesehen geringen Verlusten. (Wisst ihr noch, wo ihr 1991 wart? Ja, 1918 war für 1941 was 1991 für 2014 ist. Das nur, um die Maßstäbe zu begreifen.) Es gab also guten Grund, sich irgendetwas von unbesiegbar zu fühlen. Zumal, wenn man in dieser Zeit aufwuchs, wie unsere beiden Hitlerjungen Karl – um den es im Piloten gehen wird – und seinen Freund Wolfgang. Und weil die Front sehr weit weg von zu Hause war und die Menschen in Deutschland damals, an diesem Schicksalstag des Zweiten Weltkriegs, nicht wussten, dass von da an vieles „anders“ laufen würde, soll der Leser das auch noch nicht wissen. So wird auch Karl noch sagen: „Es ging uns gut.“

Ohne Referenzen geht es nicht

In der Kurzbeschreibung des Panels tauch auch etwas wesentliches unserer Arbeit auf: Der Hinweis auf ein Referenzbild. Tatsache ist, dass wir natürlich für so ein historisches Projekt neben der inhaltlichen und historischen Recherche auch visuell auf vielfältiges Referenzmaterial angewiesen sind. Dazu greifen wir auf klassische Werkzeuge wie Bücher und Fotografien zurück. Vor allem jedoch das Web ist hier natürlich ein Goldgrube an Bild- und Infomaterial.

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Im Falle unseres Establishing Shots haben wir sogar den Glücksfall, ein großartiges historisches Foto des Bahnhofs Riesa gefunden zu haben, das die Bühne von Großväterland fantastisch eröffnen wird. Deshalb auch der konkrete der Hinweis im Panel.

Dazu jedoch in der kommenden Folge mehr, die wir am Freitag, den 24.10. hier veröffentlichen werden.

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