Das Medium Comic – genau richtig für „Großväterland“

Eine Frage, die naheliegt ist die, ob das Medium „Comic“ das richtige ist, um so ein wichtiges Thema wie den 2. Weltkrieg zu behandeln. Die Antwort ist ganz einfach: Es ist goldrichtig.

Dazu muss man wissen, dass die im deutschsprachigen Raum allgemeine Assoziation mit dem Wort dem „Comic“ falsch ist. Versteht man hier darunter noch eher cartoonige Arbeiten wie Fix & Foxi oder Micky Maus, gilt er im frankobelgische und angloamerikansichen Raum als Sammelbegriff für sequentielles Erzählen mit Bildern.

Dabei gibt es neben den erwähnten cartoonigen Sachen und Klassikern mittlerweile eine ganze Reihe von Arbeiten, die einem dokumentarischen Weg gehen oder eben schwierige Themen aufgreifen und durch die im Comic mögliche Abstraktion greifbar und verständlich machen. Wir möchten dazu einmal ein paar Beispiele liefern:

Maus Mauer Elender-Krieg Yossel

„Maus“ von Art Spiegelmann

Ein Klassiker. Wenn nicht sogar der Klassiker des modernen Comics im Rahmen Graphic Novels. Spiegelmann erzählt über den Holocaust und die Erfahrungen seiner Familie. Dabei gelingt ihm der Glücksgriff, das Ganze mit Mäusen und Katzen zu erzählen, dadurch die erwähnte Abstraktion zu erreichen, ohne den Schrecken außen vor zu lassen.

„Die Mauer“ von Maximialan Le Roy

Mit Hilfe dieses Comics habe ich, Markus Freise, mehr über den Konflikt zwischen Israel und Palästina gelernt, als in 40 Jahren Geschichtsunterricht und Nachrichten zuvor. Das Buch handelt vom jungen Palästinenser …, der sich im Jahr … mit dem französischen Comic-Zeichner … anfreundet und diesem seine Geschichte anvertraut. Mit einem lebendigen Strich und kräftiger Erzählweise machen die beiden dieses komplexe Thema verständlich.

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Artwork aus „Yossel“ von Joe Kubert

„Elender Krieg“ von Tardi

Eine der wichtigsten Inspirationen für „Die letzten Krieger“, auch wenn es einer anderen Struktur folgt. Tardi, Franzose, erzählt weniger in Episoden als in Erinnerungsfetzen über den 1. Weltkrieg. Dabei gelingt es ihm auf unnachahmliche Weise einen Zeichenstil zu finden, der die Grausamkeit dieses entsetzlichen Krieges einfängt ohne dabei zu brutal zu werden. Es fällt schwer diesen Stil zu beschreiben. Schaut Euch einfach die beiden folgenden Beispiele an. Es gibt darüberhinaus noch weitere erwähnenswerte Arbeiten von Tardi, die auch den 1. Weltkrieg thematisieren. Darüberhinaus gibt es mit … einen wunderbaren Band, der die Erlebnisse von Tardis Vater als Kriegsgefangener der Deutschen im 2. Weltkrieg schildert.

„Yossel“ von Joe Kubert

Joe Kubert war einer der ganz großen des amerikanischen Comics und „Yossel“ sein Vermächtnis als Jude. Ich bin auf dieses Buch ein wenig „hereingefallen“, weil ich die ganze Zeit dachte, Kubert würde seine Geschichte erzählen. Die Geschichte des jungen Juden Yossel im Nazi-Deutschland, in einem herausragenden, fast skizzenhaften Bleistiftstrich. Als ich dann seine Biographie auf Wikipedia nachlas, stellte sich heraus, das Kubert früh genug mit seiner Familie Nazi-Deutschland in Richtung Amerika verließ. „Yossel“ ist deshalb seine Fiktion, was passiert wäre wenn nicht. Das macht es aber nicht weniger beeindruckend.

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Panel aus „Elender Krieg“ von Tardi

 


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